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Während einer Orchesterprobe in Sevilla, 2005 (Wikipedia) |
Daniel Barenboim (geb. 1942) ist nicht nur ein berühmter Dirigent und Leiter der Staatsoper Berlin, sondern auch ein Brückenbauer der besonderen Art:
Als Musiker, Israeli und Jude hat er Grenzen der Ablehnung überschritten, um Signale des Friedens in den zerstrittenen Nahen Osten zu senden.
Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit dem ebenfalls
weltbekannten Literatur- und Kulturwissenschaftler,
Palästinenser und Muslim Edward Said (1935-2003).
Dieser hatte 1978 in seinem grundlegenden Werk
Orientalism westliche Deutungen des Orients
problematisiert:
"Der Orient, erschaffen durch den Okzident".
Aber es gibt neue Zugangsweisen:
weltbekannten Literatur- und Kulturwissenschaftler,
Palästinenser und Muslim Edward Said (1935-2003).
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Cambridge University Press (UK & USA) 2000 |
Dieser hatte 1978 in seinem grundlegenden Werk
Orientalism westliche Deutungen des Orients
problematisiert:
"Der Orient, erschaffen durch den Okzident".
Aber es gibt neue Zugangsweisen:
Edward
Said hat nämlich in einem Vortrag in London (2003) auf den symbolisch reichen
Status von Palästina und Israel hingewiesen, ohne den eine solche Musik-Idee nicht hätte konkretisiert werden können; "... denn gerade weil
die komplexe Frage selbst, deren Kernpunkt aus meiner Sicht das Ringen
um die Menschenrechte der Palästinenser in einem durch die drei großen
monotheistischen Religionen geheiligten Land ist, so viele fruchtbare
Möglichkeiten bietet, ... haben wir handeln können."
(aus: Begleitheft zur DVD, S. 21 - s. Foto unten,
vgl. weitere Literatur zu Edward Said bei Perlentaucher
vgl. weitere Literatur zu Edward Said bei Perlentaucher
Gemeinsam haben der Israeli und der Palästinenser alte Denk- und Vorurteilsmuster aufgebrochen. So entstand eine sich verwirklichende Vision, die in ihrer Güte-Kraft bisher einmalig ist, nämlich das West-Eastern Divan Orchestra.
Nicht ganz zufällig geschah dies in Weimar während des Kulturhauptstadtjahres 1999 und in der Erinnerung an: Johann Wolfgang von Goethe Sein West-östlicher Divan ist eines der beeindruckendsten Zeichen der Welt-Literatur, um zu verdeutlichen, welcher Reichtum aus der Begegnung mit dem Orient fließen kann. Ein naheliegender Brückenschlag erfolgte mit dem Blick auf das mittelalterliche (islamische) Andalusien, so dass sich Weimar und Sevilla hier geistig zusammenfanden (vgl. den Bericht in arte vom 20.08.2005).
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Goethe-Hafis-Denkmal in Weimar |
Die Vision des West-östlichen Divan-Orchesters realisierte sich trotz vieler Widerstände mehr und mehr: Musiker aus Israel und Palästina "spielen vor" - und zwar in des Wortes originaler Bedeutung - wie Gräben des Misstrauens, des Hasses und der Zwietracht zugeschüttet werden können.
Die Reisen des Divan-Orchesters sind darum wahr-haftige Friedensmissionen und können anregen, dass jeder etwas mit seinen Möglichkeiten zur friedvollen Begegnung der Religionen und Kulturen bewirken kann.
Eine DVD mit der Dokumentation der rasanten Entwicklung des Divan-Orchester von 1999 - 2005 zeigt die Etappen auf, wie die Vision mehr und mehr Konturen gewann - in Weimar, Buchenwald, Berlin, Sevilla, Córdoba, Rabat, Genf, Ramallah, Jerusalem ... Das Ramallah-Konzert vom 21. August 2005 kann man vollständig nachhören. Die gewonnenen Preise für diese musikalische Friedensmission (z.B. Internationaler Emmy Award und ECHO Klassik 2006) scheinen nur noch anspornender gewirkt zu haben.
Baustelle der Barenboim-Said-Akademie (Juni 2015) |
Inzwischen hat die Barenboim-Said-Akademie (Bericht in rbb, 15.06.2015) für junge Musiker aus Nahost das Richtfest hinter sich (Bericht der Berliner Zeitung vom 15.06.2015)
und 2016 ihre Eröffnung gefeiert.
und 2016 ihre Eröffnung gefeiert.
Auf der Rückseite der Staatsoper in Berlin entstand so ein musikalisch-multikultureller
Lern- und Begegnungsort. Die ersten Studenten worden dort nun aufgenommen
Lern- und Begegnungsort. Die ersten Studenten worden dort nun aufgenommen
Der am 4. März 2017 eingeweihte Pierre Boulez-Saal bietet vielfältige Möglichkeiten,
das interkulturelle Anliegen Barenboims noch weiter zu intensivieren.
das interkulturelle Anliegen Barenboims noch weiter zu intensivieren.
Daniel-Barenboim-Stiftung
- Geschichte der Barenboim-Said-Akademie: hier (wikipedia)
- Mehr zu Pierre Boulez (1925-2016): hier (wikipedia.en)
Eine optische Reise sowohl ins Orchester bei Proben und Aufführungen stellt der Bildband des von Anfang an zum Divan-Orchester gehörenden libanesischen Geigers Georges Yammine dar:
Funkelnde Hoffnung. Das West-Eastern Divan-Orchestra und die Kraft der Musik / A Sperk of Hope. The West-Eastern Divan Orchestra and the Power of Music.
Hg./ed.: Daniel Barenboim.
Wiesbaden: Corso 2014
"Die Musik verfügt wie keine andere Kunstform über die Fähigkeit, eine Vielfalt widerstreitender Gefühlslagen und Gedanken gleichzeitig auszudrücken
und in Harmonie zu bringen".
(Julia Spinola, aaO S. 9) und in Harmonie zu bringen".
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