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Klosterkirche mit Lettner |
In der Nähe des Bodensees, im Kanton Thurgau, hat sich das Gesamtbild einer Kartause, also eines Kartäuserklosters, erhalten, das einen unverstellten Einblick in die eremitische Lebensweise dieser Mönche gibt.
Ihr Ordensgründer, der
Hl. Bruno von Köln (11. Jh.), führte besonders strenge Rituale ein. Die Mönche lebten im ständigen Schweigen - bis auf wenige Ausnahmen. Beim wöchentlichen gemeinsamen Gottesdienst waren sie von der Gemeinde getrennt! Das Essen wurde ihnen durch eine Klappe zugeschoben. Vor ihrer Klause hatte jeder ein kleines Gärtchen.
Berühmt geworden ist dieser noch heute in den Kartäuserklöstern geübte Lebensrhythmus durch den Film "Die große Stille" (2005), der in der Grande Chartreuse, dem Mutterkloster der Kartäuser bei Grenoble, gedreht wurde.
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Eremitenzellen |
In der Kartause Ittingen, wo es seit 1848 keine Mönche mehr gibt, wirkt jedoch alles so, als seien sie nur zufällig nicht zu sehen. Mehr zur Geschichte: hier
Darüberhinaus ist es in dieser großen Kartause gelungen, den meditativen Geist des Klosters bewahrend zu aktualisieren.
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Mönchszelle |
Hier hat das Kunstmuseum Thurgau seine Heimstatt gefunden und lädt zur Betrachtung auch moderner Exponate ein, die sich erstaunlich angenehm in das klösterliche Ambiente einfügen. Das gilt auch für das Ittinger Museum, das mehr die historischen regionalen Zusammenhänge in den Vordergrund stellt.
Bei der Vorstellung des Programm 2022 wurde in besonderer Weise die abgeschiedene Lebensweise der Kartäuser im Horizont von Abschottungstendenzen während der aktuellen Corona-Pandemie angesprochen:
«Was für uns ein Krisenmodus ist, war für die Kartäuser ein Lebensmodell.»
Mehr zu den Programmintentionen und den Veranstaltungen 2022 >>>
(Hans Suter, St. Galler Tagblatt, 20.01.2022)
Damit jedoch nicht genug: In einem Werkhof wird diakonisches Handeln für Menschen mit psychischen und geistigen Behinderungen praktische Realität.
Die Spiritualität des Klosters lässt sich bei der Begehung im großen Labyrinth, im Spaziergang durch den Rosengarten und in regelmäßigen Meditationen im Raum der Stille erfahren. Die evangelische Kirche macht mit dem Zentrum "tecum" in der Kartause Angebote zur Spiritualität und Weiterbildung mit Seminaren / Tagungen.
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Scheiter-Turm |
So kann schließlich jede/r, die/der möchte, Gast in dieser Atmosphäre sein. Künstler nutzen diese Inspirationen immer wieder, und so ist mit Menschen vom Werkhof und Studierenden aus Paris durch den Künstler Tadashi Kawamata ein Scheiterturm aus Holzscheiten entstanden, der den Blick von der Erde, vom Material des Holzes, zum Himmel lenkt (noch bis 2015 zu sehen).
Es lohnt sich immer wieeder, in der Kartause nachsinnend zu verweilen.
Fotos: IRB (August 2013)
700 JAHRE KARTÄUSERKLOSTER MAINZ