Montag, 20. August 2018

17. - 19. März 1229: Kaiser Friedrich II. in Jerusalem

Sultan al-Kamil übergibt Friedrich II. (links) die Stadt Jerusalem,
rechts an der Kuppel des
 
Felsendoms zu erkennen.
(Giovanni Villani, Chronica, 14. Jh., Biblioteca Apostolica Vaticana,
Rom Cod. Chigi L VIII 296, fol. 75r.) --- Wikipedia ---
Der Kreuzzug des römisch-deutschen und von Papst Gregor IX. gebannten
Kaisers Friedrich II. (1194-1250) in den Jahren 1228/1229 ist der einzige, bei dem statt der Waffen diplomatisches Geschick siegte. Dem Kaiser gelang es in Verhandlungen mit dem Sultan al-Kamil, Jerusalem als christliches Königreich wieder zu gewinnen.


" Im Frieden von Jaffa wurde vereinbart,
dass die Christen Jerusalem,
 BethlehemLydda und wohl auch Nazareth zurückerhalten sollten. Die Muslime sollten den Jerusalemer Tempelberg mit der al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom behalten, wo Christen aber künftig Andachten halten durften. Den Muslimen wurde dafür Freizügigkeit im Gebiet um Bethlehem sowie eine eigene Gerichtsbarkeit unter einem Kadi
 in Jerusalem zugestanden" (Wikipedia).


Al-Kamil ist übrigens derselbe Sultan, dem Franziskus von Assisi 1219 während des 5. Kreuzzugs in Ägypten begegnete und seine Haltung zu den anderen Religionen wesentlich beeinflusste.

Vgl. zu den Details: 

  • Der Kreuzzug Friedrich II. (Wikipedia)
  • Klaus van Eickels / Tania Brüsch: Kaiser Friedrich II.
    Leben und Persönlichkeit in Quellen des Mittelalters.
    Düsseldorf / Zürich: Artemis & Winkler 2000, S. 164-202 
Im Zusammenhang dieser friedlichen Eroberung wird auch von islamischen Zeitzeugen betont, dass der Kaiser durch seine interkulturelle Bildung und interreligiöse Offenheit einen großen Eindruck auf die muslimischen Bewohner machte. Außerdem hatte er eine arabische Leibgarde.
Beeindruckend ist die Begebenheit, die u.a. der Historiker und Prediger Sibt Ibn al-Gauzi = Sibt Ibn al-Jawzi (1185/86-1256/57) beschreibt. Sie ist ein frühes Beispiel nicht nur des Respekts vor einer anderen Glaubenstradition, sondern auch die eigene Religion nicht absolut zu setzen:


"Als nun die Zeit des Mittagsgebets nahte und der Ruf des Muezzins erscholl, erhoben sich alle seine [des Kaisers] Pagen und Diener mit ihrem Meister, einem Sizilianer, mit dem er [der Kaiser] die verschiedenen Abschnitte von Aristoteles' Logik zu lesen pflegt, und verrichteten das Gebet, denn sie waren alle Muslime ... Aus seinen [des Kaisers] Reden ging klar hervor, dass er ein Materialist war und sein Christentum einfach ein Spiel. Al-Kamil hatte dem Qadi von Nablus, Shams ad-Din, befohlen, er solle während der ganzen Zeit, in der der Kaiser in Jerusalem zu Besuch weilt, die Muezzine anweisen, im heiligen Bezirk nicht auf die Minarette zu steigen und zum Gebt zu rufen. Der Qadi hatte aber vergessen, den Muezzinen Bescheid zu sagen, und so stieg der Muezzin Abd al-Karim in der Nacht mit der Morgendämmerung auf das Minarett, während der Kaiser im Haus des Qadi wohnte, und fing an, die Koranverse über die Christen zu singen, wie >Gott hat keinen Sohn<, was sich auf Jesus als Sohn der Maria bezieht, und ähnliche andere. Morgens rief der Qadi Abd al-Karim zu sich und sagte: >Was hast du getan? der Sultan hatte doch das und das angeordnet!< Er entgegnete: >Du hast  mir nichts davon gesagt. Es tut mir leid.< In der zweiten Nacht stieg er also nicht auf das Minarett.
Zitat aus: (Büsch / Eckels aaO 187f):
CC

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