Donnerstag, 14. September 2017

22. Interreligiöses Friedensgebet in Dortmund-Brackel: Mut zur Wahrhaftigkeit



Beim 22. Interreligiösen Friedensgebet am 12.09.2017 in Dortmund inszenierte der "Lichtmaler" Leo Lebendig mit dem "Coloured Black Octogon" ein Religionen übergreifenden meditatives Ritual.






Jüdische Mädchen-Tanzgruppe

Friedenslichter der Religionen (Solar-Licht-Körper)

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Der Einladungstext des 22. Friedensgebets in Dortmund

Mut zur Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit, Wahrheit – große Worte, hehre Ziele,
oft eingefordert – in der Politik, im Gericht, im Alltagsleben. 
Was wird da eingefordert?
Im Lateinischen gibt es neben dem Wort für Wahrheit, veritas, eine Reihe von Wörtern,
die sich mit dem „wahr sprechen“ sprechen, z.B. veridicentia, die Wahrhaftigkeit im Reden.
Damit assoziiert sich Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit,
Keine Lüge.
Im Gericht werden Zeugen vereidigt. Sie müssen versichern, die Wahrheit, nichts
als die Wahrheit zu sagen.
Im Bereich der Sprichwörter spielt dieser Zusammenhang seit alters her  eine Rolle:
“Ehrlich währt am längsten“.
„Lügen haben  kurze Beine“, „In vino veritas“, „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.“.
Das klingt allerdings mehr wie zweckorientierte Lebensregeln.
Nicht lügen:  Eine Befragung hat ergeben,
dass im Durchschnitt (40-70 mal am Tag?
Von wem?) die Unwahrheit gesagt wird.
Bei einer anderen Befragung sagten 80% der Befragten, Lügen sei nicht so schlimm.
Ist Wahrhaftigkeit also doch keine so wichtige Tugend?
Wir schummeln uns ja gerne so durch, vor allem, wenn es sonst peinlich wird für uns.
Wenn aber das Prinzip: Immer leugnen, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist,
zum allgemeinen Verhalten in der Politik wird, haben wir ein Problem.
Nichts wird mehr geglaubt, was Politiker sagen oder gar versprechen.
Und das führt zu Politikverdrossenheit
und zu Wahlverweigerung. Und das höhlt die Demokratie aus.
Hinzu kommt ein neues Problem: Die Berichterstattung im Netz ist nicht mehr überschaubar
und kontrollierbar.
Sog. fake news, gefälschte Nachrichten, greifen um sich, und es gibt keine Kontrolle mehr.
Durch die immer unübersichtlicher werdenden Informationsströme kann man
fake news nur noch schwer  von „wahren“ Nachrichten unterscheiden.
Man muss der Integrität und der Sorgfalt der Journalistinnen und Journalisten vertrauen können,
wenn man sich eine informierte Meinung bilden will..
In Zeiten, wo im Wahlkampf nicht mehr nur Beschimpfungen üblich,
ondern bewusste Falschinformationen an der Tagesordnung sind unter dem Begriff
„alternative Fakten“, kann einen die Angst ankommen.
Sind wir dem hilflos ausgeliefert? Wenn sich nichts ändert, sind das menschliche Miteinander
und die Demokratie ernsthaft in Gefahr.
Was ist dagegen zu tun? Wir halten das für eine wichtige Frage
und möchten mit dem Thema unseres diesjährigen Gebetes
zum Nachdenken darüber anregen und zwar auf dem Hintergrund dessen,
was unsere religiösen Traditionen, vor allem unsere Schriften, dazu sagen.
Ist hier eine Antwort zu finden?

CC

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