Samstag, 8. Juli 2023

Pandemien im Mittelalter und in der Neuzeit: Reflexionen im Horizont von Covid 19 (aktualisiert)

Pieter Bruegel:  Der Triumph des Todes - Folgen der Pest-Epidemie:
soziale Aufstände und Terror nach der Verwüstung des mittelalterlichen Europa durch die Plage 
 (wikipedia.en: Black Death

Der von 2020 bis 2022 um sich greifende Coronavirus mit weiteren gefährlichen Mutationen erinnerte viele an die Pestepidemien, die Europa im Mittelalter heimsuchten. Damals wurden ganze Landstriche durch die Seuche entvölkert. Der Schwarze Tod war zum ersten Mal in der Zeit unter dem römischen Kaiser Justinian aufgetreten (527-565) und hatte die Mittelmeer-Region zum Teil entvölkert. 

Allegorie der Pest von 1348 - Miniatur von Giovanni Sercambi
München 1990, 2. Aufl., 250 S., Abb., Register
besonders S. 98-111 - Inhaltsverzeichnis >>>



Bildergebnis für Hotel de Dieu Beaune photos
Der für damalige Verhältnisse gut ausgestattete Armensaal für die Kranken: Hôtel de Dieu, Beaune (wikipedia.fr) --- Zur Geschichte - Hospices de Beaune >>>
>>> Hospitialières de Sainte Marthe de Beaune (wikipédia.fr)
>>>  
Les dernières sœurs hospitalières de Beaune dans l’objectif de Guillaume Nédellec
 ( , Le Monde Magazine, 02.07.2023)


Hospitalière de Sainte-Marthe
(reconstitution)- wikipédia.fr
Die zweite Pest-Welle nach Europa brach im 14. Jahrhundert herein und wurde durch infizierte Seeleute nach Genua und Marseille eingeschleppt. Neben dem extremen Rückgang der Bevölkerungszahlen waren auch die Auswirkungen auf die Gesellschaftsstrukturen erheblich. Bis ins 19. Jahrhundert flackerte die Pest immer wieder auf.
Die damaligen Seuchen lassen sich nur bedingt mit einer heutigen Situation vergleichen, aber in unserem kollektiven Bewusstsein kommt das Vergangene wieder nach oben.

Literarische und künstlerische Zusammenhänge -
Die Pest und das Coronavirus 

Jews being burned at the stake in 1349.
Miniature from a 14th-century manuscript 
Antiquitates Flandriae
(wikipedia.en: Black Death)

 

Paris: Gallimard  [1947], Livre de Poche 1965
Hier beschreibt der Dichter nämlich eindrücklich am Beispiel einer die Menschen unerwartet treffenden Epidemie, dass unsere Welt höchst zerbrechlich ist. Diese Brüchigkeit auch unserer Existenz wird angesichts von kriegerischen Konflikten, Klimaveränderungen, aber auch von unerwarteten Bedrohungen wie Epidemien immer wieder deutlich. Die Folge ist, dass sich die bisher selbstverständlichen Lebensweisen mit einem Mal völlig verändern müssen.
Kommentierende Beschreibung des Romans (kritisch lesen, abgerufen 02.03.2020) >>>
Camus endet in seinem Roman damit, dass das Ende der Pest keineswegs die "Chronik eines endgültigen Sieges sein konnte. Sie konnte nur das Zeugnis dessen sein, was man hatte vollbringen müssen und was ohne Zweifel noch alle jene Menschen vollbringen müssen, die trotz ihrer inneren Zerrissenheit gegen die Herrschaft des Schreckens und seine unermüdliche Waffe kämpfen, die Heimsuchungen nicht anerkennen wollen, keine Heiligen sein können und sich dennoch bemühen, Ärzte zu sein" (S. 182).

Weiteres --- Algérie - mon amour
mit originalem Textauszug und Kurzkommentar >>>
Isabelle Grégor et André Larané in: 
Herodote.net, 19.04.2020#

Rowohlt TB 15, Ausgabe September 1960,
82. Auflage 2014, 352 S.


Zwei Ausstellungen


Da mag man es zum Einen für einen Zufall halten, dass zur Zeit die große Sonderausstellung über die Pest im Westfälischen Landesmuseum in Herne eigentlich zu sehen war, aber wegen des Corona-Virus geschlossen werden musste.
Die Ausstellung wurde übrigens aktuell um das Thema "Corona-Virus" erweitert (Radio Essen, 12.03.2020)

Ausführlicher, reich bebilderter Katalogband zur Ausstellung >>> 



Ausstellung im Universitätskrankenhaus Son Espases von Palma de Mallorca, wie die letzte Pestepidemie in Europa, die 1820 den Osten der Baleareninsel heimsuchte
(bis 11. März 2020)




Denkmal "Es pastoret" [Der Hirte]
in Son Servera, zur Erinnerung
an die Pestepidemie 
(wikipedia)
Das Hauptziel der Ausstellung war es, "die Beulenpest unter drei Aspekten zu erklären: dem historischen, dem Standort auf Mallorca und dem aktuellen Zustand. Der historische Aspekt konzentriert sich darauf, zu definieren, was die Pest ist und welche Beziehung sie mit der Zoonose hat (= Übertragung von Tieren auf den Menschen und von Mensch zu Mensch). Ferner wird erläutert, wie das als Yersinia pestis bekannte Bakterium entdeckt wurde, wie es sich ausbreitet und wie es den Menschen erreicht. Es wird auch angesprochen, warum die Pest so tödlich war und warum sie in bestimmten Ländern immer noch als endemische Krankheit angesehen werden sollte.
Der zweite Aspekt der Ausstellung befasst sich mit der Art und Weise, wie diese Epidemie nach Mallorca gelangte: wie das damalige Gesundheitssystem und die Verwaltung vorgingen, wie erfolgreich die Isolationsmaßnahmen durch einen von den Menschen geschaffenen Cordon Sanitaire war, der die Ein- und Ausreise aus den verseuchten Gebieten verhinderte, um die Ausbreitung der Pest auf andere Orte der Insel zu verhindern. Der letzte Aspekt konzentriert sich auf die Gegenwart und befasst sich mit der Notwendigkeit, politische und gesundheitliche Vorkehrungen zu treffen, um Epidemien wie die von 1820 oder andere zu vermeiden."
(Auszug der Tageszeitung Crónica Balear, 27.02.2020, Übers. Reinhard Kirste)
Kolorierter Kupferstich eines Pestdoktors
von 
Paul FürstDer Doctor Schnabel von Rom, ca. 1656


Angebot bei e-bay (März 2020)
Mehr zum Trend um die Atemmasken :
Die Gesichtsmaske - isolierter Körper
(monopol, 02.03.2020)
Lizenz: CC


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