Montag, 14. Oktober 2013

BRASILIEN in Frankfurt - Buchmesse 2013


Die Frankfurter Buchmesse ist mit rund 7.300 Ausstellern aus etwa 100 Ländern die größte Buch- und Medienmesse der Welt. Auch dieses Jahr war sie wieder geprägt von literarischen und ästhetischen Glanzlichtern. Auf den Bühnen und an den Ständen wurden die Brennpunkte politischer und kultureller Konflikte ins Licht gerückt. Das zeigte sich am deutlichsten beim  
Weltempfang, dem Zentrum für Politik, Literatur und Übersetzung.
 
Brasilien als Ehrengast der diesjährigen Buchmesse hat sich mit einem vielstimmigen literarischen Angebot gemeldet und mit einem Pavillon - nur aus Papier gestaltet - wunderbar in Szene gesetzt.  Die Besucher tauchten in eine Atmosphäre des Nachdenkens und der Ruhe ein - im Pavillon gab es die Möglichkeiten, in Hängematten Literatur zu hören oder an Kartonage-Tischen zu lesen. Übrigens konnte man auch radelnd (!) viele Informationen über Brasilien er-fahren. Angesichts dieses gelungenen kulturellen Öffentlichkeitsbildes mit 70 ausgewählt-eingeladenen Autoren muss jedoch auch der Blick auf die Schattenseiten des derzeitigen größten lateinamerikanischen Landes erlaubt sein. Viele Schriftsteller Brasiliens nehmen mit ihren Romanen und Novellen und in der Öffentlichkeit kein Blatt vor den Mund - bis hin zum Protest gegen ein geschöntes Gesellschaftsbild im Horizont der Fußballweltmeisterschaft 2014. Einige Schriftsteller blieben sogar der Buchmesse bewusst fern - wie der weltbekannte Paulo Coelho, oder sie wurden gar nicht eingeladen.
--- Vgl. dazu den Bericht in der Deutschen Welle (DW, 08.10.2013)

--- Hier Einsichten in die oft auch Politik kritische Literatur (Rezensionsforum).

Es sei schließlich die Frage erlaubt, wie viele Bäume für den schönen Papierpavillon ihr Leben lassen mussten. Leider erfährt man dazu in der offiziellen Presse-Mappe nichts. 
Durchaus pointiert nahm die evangelische Kirche mit ihrem Begleitprogramm die ermutigenden, aber auch bedrückenden Facetten Brasiliens auf:
Samba und Karneval, Religion und Glaube, 
wirtschaftliche Entwicklung und Umweltzerstörung, arm und reich.

Dennoch: Die Chance, das multikulturelle, indigene und multireligiöse Brasilien  besser kennenzulernen, war in diesen Buchmesse-Tagen interessant gegeben. 

Und es geht weiter: Bis zum 20. Oktober findet unter der Federführung der katholischen und evangelischen Studentengemeinde noch die 4. Lateinamerikanische Woche mit dem Ehrengast Brasilien auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt. 


Papiersäulen mit Autorentexten

Buchseiten zum Mitnehmen
 
Informationen er-fahren





Poesie auf über 3000 Papierkacheln







Freitag, 4. Oktober 2013

Satya Narayan Goenka (1924-2013): Meditative Einübung in die Wirklichkeit

S.N. Goenka (aus: Wikipedia)
Am 29. September 2013 verstarb der international hochgeschätzte Vipassana-Lehrer Satya Naraya Goenka (meist nur S.N. Goenka) im hohen Alter von 89 Jahren. 
Er wurde am 30. Januar 1924 im burmesischen Mandalay  (damals Britisch-Indien) geboren. Aus einer indischen Familie stammend, widmete sich schon bald der Vipassana-Meditation, zumal er in Burma mit dem Begründer dieser  Meditationsrichtung in Kontakt kam, Sayagyi U Ba Khin. Seit seiner Übersiedlung nach Indien im Jahre 1969 unternahm er viele Vortragsreisen und Retreats weltweit, um mit Hilfe von Vipassana zu lehren und zu üben, "die Dinge zu sehen, wie sie sind". Auch er gehört auch zu den Brückenbauern über religiöse Grenzen hinweg.

Werner Heidenreich (Köln), selbst praktizierender Buddhist, schreibt in seinem Oktober-Rundbrief:
 "Freunde und Bekannte, die seine recht anstrengenden Retreats besuchten und durchhielten, kamen frisch und mental sehr viel ruhiger wieder zurück. Viele meinten, ein solches Retreat sei zu einer Zäsur in ihrem Leben geworden, und sie würden sich als eine neue, geläuterte und geistig stabilere Person empfinden.
S. N. Goenka gehört für mich zu den großen Buddhisten, die die Lehre des Buddha überraschend praktisch und modern auslegen, dabei aber immer fest verbunden bleiben mit den ursprünglichen Anweisungen des Buddhas. S. N. Goenka sah die buddhistische Praxis nicht als Ausübung einer Religion an, sondern verstand sie als eine geistige Übung, die universell über alle Kulturen und Religionen hinweg für alle Menschen anwendbar sei. Entsprechend gründete er weltweit Vipassana-Praxiszentren ohne diese aber als buddhistische Tempel oder Religionsgemeinschaften zu bezeichnen. Mitglieder aller anderen Religionen konnten dort praktizieren und viele von ihnen nutzten die erlernte Vipassana-Meditation für ihre eigene religiöse Praxis.
Ich hoffe, dass es auch nach Goenkas Tod noch viele Lehrer und Weise geben wird, die in den Lehren des Buddha eine lebendige und auch heute noch gültige Sammlung von Weisheiten erkennen. Mögen noch mehr Meditationslehrer die klaren Anweisungen Buddhas für das Geistestraining frei von Dogmen und religiösem Dünkel lehren und an die Menschen weltweit weitergeben. Die Praxis und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind die Grundlagen für inneren Frieden, tiefem Mitgefühl und Wohlbefinden. S. N. Goenka wurde erst vor kurzem zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Dies geschah, weil Meditation und der daraus gewonnene „Klarblick“ eine geistige Stabilität schaffen und Einsichten ermöglichen, die uns vor Fanatismus und blinder Ideologie schützen. Also genau das, was in diesen politisch ökonomisch aufreibenden Zeiten dringend notwendig ist."