Freitag, 28. September 2012

Schulen im Trialog - inzwischen in der 8. Runde

Die Herbert-Quandt-Stiftung führt im Rahmen des
"Trialogs der Kulturen" seit Jahren den  
Trialog-Schulenwettbewerb durch.
Sie hat dadurch ein beachtliches Zeichen für die interreligiöse Begegnung der drei monotheistischen Religionen gesetzt.
Das Jahresthema für 2012 / 2013 lautete:
Mensch, Kreatur, Natur
– was sagen Judentum, Christentum und Islam?
Kürzlich wurden im Finale die Gewinner der Schulen mehrerer Bundesländer im Schloss von Bad Homburg ausgezeichnet und mit beachtlichen Geldpreisen bedacht.

Pressemeldung der Quandt-Stiftung vom 27.09.2012
Wichtig im Blick auf den Kriterienkatalog scheint den Juroren zu sein, nicht die Schulen mit "geistigen Überfliegern" auszuzeichnen, sondern zu schauen, wie intensiv der Dialog in den einzelnen Schulen konkret umgesetzt und präsentiert wird. Besonders schön ist, dass zu den Gewinnern auch einige Förderschulen gehören.

Hier die Zusammenstellung und Bewertung der Siegerschulen
aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland

 - mit den Laudationes, d.h. auch den Begründungen für die Auszeichnungen.


Mittwoch, 26. September 2012

Europa und islamische Identitäten

Prof. Mouhanad Khorchide beim Vortrag
Das Islamseminar in Dortmund ist eine langjährige interreligiöse Initiative, an der sich Kirchen und Moscheen der Ruhrgebietsstadt intensiv beteiligen. Am 25. September ging es in der Abu-Bakr-Moschee um die Frage:
Auf dem Weg zu einer europäischen islamischen Identität?
Der Referent, Professor Dr. Mouhanad Khorchide vom Lehrstuhl für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Münster merkte zuerst an, dass es weniger um den Islam als solchen geht, sondern um die Problematik, inwieweit sich Muslime mit Europa bzw. Deutschland als ihrer Heimat identifizieren. An seiner eigenen Biografie zwischen Palästina, Libanon, Saudi-Arabien und Österreich machte Khorchide deutlich, wie schwierig eine solche Identität mit einem Land sein kann, indem man (gerade) lebt. Für die meisten  in Deutschland aufgewachsenen Jugendlichen mit islamischen Hintergrund ist z.B. die Türkei nicht mehr ihre Heimat. In der Türkei sind sie Fremde - "Deutschländer". Die Hauptschwierigkeit allerdings besteht für Minderheiten darin, sich mit einem Land zu identifizieren in dem man nicht (richtig) anerkannt ist und oft genug diskrminiert wird.
So spielen hier soziologische Argumente eine wesentlich stärkere Rolle als theologische oder religiöse, insbesondere deshalb, weil die sog. Gastarbeiter-Generation aus bildungsarmen Schichten kam. Das wirkt sich auch auf die nachfolgenden in Deutschland geborenen bzw. aufgewachsenen Menschen aus. Verschärft wird diese Gemengelage durch die "Islamisierung sozialer Probleme", besonders seit dem 11. September 2001.
Theologisch gesehen spielt  die Auslegung des Korans eine wesentliche Rolle: Wird er als Wort Gottes durchgehend wörtlich genommen oder gelingt eine Differenzierung unter Berücksichtigung des jeweiligen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontexts? Das gilt besonders angesichts des Reizwortes Scharia in der öffentlichen Debatte. Der Referent betonte, dass es hier nicht um ein anderes (islamisches) Rechtssystem geht, sondern um einen Rechtsrahmen, der eine gerechte Gesellschaft ermöglichen will und der jeweiligen Zeit angepasst werden muss. Die hinter der Scharia stehende Botschaft des Korans ist die von Gottes Barmherzigkeit. Die Herausforderung für die in Europa lebenden Muslime ist, die Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes in die konkrete Tat umzusetzen, das heißt: aus dem Islam erwachsene humane Werte der Verantwortung für die jeweilige Gemeinschaft vorzuleben. Denn Gott wendet sich dem Menschen ohne Vorbehalte zu (vgl. Sure 55). Selbstkritisch müssen sich darum Muslime fragen:  Was ist eigentlich in der Geschichte eigener Verantwortlichkeit bis heute schief gelaufen, so dass diese koranische Botschaft innerhalb und außerhalb islamischer Gesellschaften oft gründlich missverstanden wird.

In der anschließenden lebhaften, durchaus kontroversen Diskussion war der Versuch des gegenseitigen sachgemäßen Verstehens spürbar. Mouhanad Khorchide verstärkte noch einmal seine Sicht der koranischen Botschaft im Sinne der Barmherzigkeit Gottes für alle Menschen. Damit kann der Islam gerade angesichts von Wertewandel und sozialer Umbrüche zu einer Bereicherung der heutigen  Gesellschaft werden.

Sein in Kürze erscheinendes Buch berücksichtigt dies in theologischer Verdichtung:
Islam ist Barmherzigkeit. Grundzüge einer modernen Religion (Herder-Verlag)

Samstag, 15. September 2012

Vielfalt der Kulturen und Religionen auf der Frankfurter Buchmesse 2012

Die diesjährige Buchmesse in Frankfurt vom 10.-14. Oktober lässt wieder ein volles Programm erwarten. Die verschiedensten Kulturen und Religionen werden sich durch die internationalen Verlage und die unterschiedlichsten Präsentationen ein Stelldichein geben.

Mit dem Gastland Neuseeland kommt auch die Maori-Kultur in die Messehallen. Überhaupt werden Asien, Lateinamerika und Afrika wiederum im Fokus stehen, und zwar beim umfassenden Programm im Weltempfang.


Ebenfalls wird die umfassende Präsentation von
Kunst in Halle 4.1: "State of the Arts"
einen "Geschmack" des kulturellen Pluralismus verbreiten.

Nicht nur für Lehrerinnen und Lehrer lohnt es sich, im Kinderbuch-Zentrum Halle 3.0 zu verweilen.

Von Mittwoch bis Freitag  ist die Buchmesse Fachbesuchern vorbehalten, alle Interessierten können die Buchmesse am Samstag und Sonntag besuchen.

Sonntag, 9. September 2012

Mahnende Steinbücher und ein Spaziergang über die dOCUMENTA 13

Der Amerikaner Michael Rakowitz (geb. 1973) gehört zu den politisch sensiblen und ausdrucksstarken Künstlern. Er sieht seine Tätigkeit im Zusammenhang gesellschaftlicher Umbrüche und reagiert darauf entsprechend nachdenklich und herausfordernd.
Weitere Informationen hier auf Culturbase.
Für die dOCUMENTA 13 in Kassel hat er ein Steinbuchprojekt der besonderen Art entwickelt.

Im Jahre 2001 zerstörten die Taliban die Buddha-Statuen von Bamiyan. Das Entsetzen war weltweit! Im Frühjahr 2012 bearbeitetetn in einem Workcamp afghanischen und europäische Künstler im Tal von Bamiyan gemeinsam den dortigen Travertin. Michael Rakowitz nimmt nun die Zerstörung wertvoller alter Bücher im Fridericianum durch einen britischen Bomberangreff 1941 auf und  stellt einen Zusammenhang von Zerstörung und Wiederaufbau her: 
Die Bücher aus afghanischem Travertin zeigen die Muster der zum Teil zerstörten Bücher aus dem Fridericianum und werden so wieder lebendig. Rakowitz hat unter einige dieser "reproduzierten" Bücher auch die dramatische Geschichte auf den Glasplatten notiert, die mit ihnen verbunden ist.
Übrigens sind auch einige kleine Original-Bruchstücke von den zerstörten Buddha-Statuen ausgestellt.


Es sei daran erinnert, dass die christlich-mittelalterlichen Dekorationsmuster nicht ohne die arabisch-islamische Ornamentik zu denken sind - wie man heute z.B. noch im Vergleich der Steinmetzarbeiten an islamischer Architektur und besonders an romanischen und gotischen Kathedralen bewundern kann.
Die auf der documenta präsentierten Dekorationsmuster und bildlichen Darstellungen auf den Steinbüchern verdeutlichen die Grenzüberschreitungen von Kulturen und Religionen und werden so zu einem Ermahnungs- Zeichen für bedrohte Werte, die gleichermaßen zum Hindukusch und zu Deutschland gehören.

Zu einem anregenden Spaziergang über die dOCUMENTA 13 lädt Andreas Mertin in der neuesten Nummer von theomag (Nr. 78, September 2012) ein: Bericht hier

Religion und Spiritualität auf der dOCUMENTA mit Bildergalerie.
In: Hessisch/Niedersächsische Allgemeine (HNA), 09.09.12




Sonntag, 2. September 2012

INTR°A-Informationen: No. 2 - Sommer/Herbst 2012



 Liebe Freunde!
     Wir hoffen, dass die persönlichen Meilensteine Euch gute Wege
     durch die letzte Zeit gezeigt haben und wünschen
     nun ermutigende Schritte in den Herbst.
                                                        Karin und Reinhard Kirste


Der INTR°A-Projektpreis für Komplementarität der Religionen 2012
wurde dem Lichtmaler Leo Lebendig aus Dortmund zugesprochen. 
Der Preis wird im Rahmen der INTR°A-Jahrestagung
am 4. November 2012 in Wesseling bei Bonn übergeben.


Details zur INTR°A-TAGUNG am 3./4. November 2012
siehe Link:


Neues von INTR°A-Mitgliedern
 
Inzwischen konnten wir das vergriffene Buch des international bekannten
 Religionsphilosophen und Theologen
John Hick: Gott und seine vielen Namen
mit einem aktuellen Nachwort von Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel (Universität Münster)
als freien Download (PDF) zugänglich machen
:

Unsere Partnerorganisation, die interreligiöse Einrichtung INFOREL in Basel
– mit ihrem Leiter Christoph Peter Baumann – feiert in diesem Jahr ihr 25jähriges Bestehen.
Herzlichen Glückwunsch! Details:
http://www.inforel.ch/index.php?id=1
Pfarrer Drs. Ari van Buuren (Amsterdam), wurde als einer der drei Abgeordneten von Europa
in den Global Council der interreligiösen Organisation „United Religions Initiative“ (URI) gewählt.
Viel Segen für diese Arbeit!
Details:
http://www.uri.org/about_uri/global_council_trustees
Prof. em. Dr. Karl-Wolfgang-Tröger (Bautzen), berichtet über die seit 2008 stattfindenden
„Bautzener Gespräche“ zum Dialog der Religionen. Der Kreis findet wachsenden Zuspruch.
Download-Link:
http://www.rpi-virtuell.net/workspace/CFF7AB46-2FDA-475C-A6C7-3F92D3174C51/Web-INTRA/Tr%C3%B6ger-Bautzen-Gespr%C3%A4che.pdf

Neue Publikationen unserer Mitglieder (soweit uns bekannt geworden)
seit Frühjahr 2012 –
Vom INTR°A-Projektpreisträger 2007, der Interfaith Encounter Association (IEA), Jerusalem,
und ihrem Leiter Yehuda Stolov,
erhalten wir regelmäßig ermutigende Informationen nicht nur zum jüdisch-christlichen-islamischen Dialog,
sondern auch zu den nicht leichten Begegnungen zwischen Juden und Palästinensern:
Eine notwendige Friedensarbeit!
--- Details:
    
http://intra-tagebuch.blogspot.de/2012/05/interfaith-encounter-association-iea.html
--- Hier der Jahresbericht von 2011:
    
http://interfaith-encounter.org/Annual%20Report%202011.pdf

        Wichtige Informationen und andere interreligiöse Neuigkeiten finden sich regelmäßig im
INTR°A-Journal: http://intra-tagebuch.blogspot.de/
Viele beunruhigende Ereignisse in unserer Gesellschaft mahnen uns täglich: Jeder Einzelne müsste und gemeinsam mit allen Religionen sollten wir mutig Veränderungen versuchen ...