Freitag, 17. Mai 2013

Ev. Kirchentag in Hamburg 2013: Deutliche Signale für eine friedvolle Begegnung der Religionen

Schon bei den Eröffnungs-Gottesdiensten klang es durch: Dieser Kirchentag vom 1.-5. Mai 2013 mit  über 130.000 Besuchern hatte neben der Frage des gerechten Wirtschaftens, der Einbeziehung aller an den Rand Gedrängten (Inklusion), den interreligiösen Dialog als weiteren Schwerpunkt gewählt.
Beim Schlussgottesdienst am Sonntag im Hamburger Stadtpark wurde noch einmal  sehr klar die Bedeutung der friedvollen Religionenbegegnung hervorgehoben.



Neben vielen Dialogangeboten auf dem Messegelände und in der Stadt beschäftigte sich eine Podienreihe im Hamburger Kongresszentrum CCH mit dem Thema: Religion - Vielfalt leben.
Details zum Programm: hier

Der  erste Nachmittag stand unter dem doppeldeutigen Thema:
Bereichern wir uns! Glauben im Angesicht der Anderen. VertreterInnen von Hinduismus, Judentum, Islam, Buddhismus und Christentum wiesen in Gesprächen, Statements und Kurzvorträgen auf die Bereicherung hin, die durch die Begegnung mit anderen Religionen für den eigenen Glauben entsteht. Allerdings ist dies für viele auch ein Beunruhigungsfaktor, gerade wenn man danach fragt, was Wahrheit ist und eigene Identität ausmacht. Auch gibt es die Mentalität, sich aus anderen religiösen Traditionen im Supermarktstil zu bedienen. Dennoch - um einer friedvollen Gesellschaft willen ist es nötig, die Absolutheitsansprüche fallen zu lassen und noch mehr gemeinsam zu tun.
Musikalisch wurde dieser Nachmittag von der einzigen jüdischen Kantorin in Deutschland,
Avitall Gerstetter
aus Berlin, begleitet.

Am zweiten Nachmittag wurde provokativ gefragt:
Wie viel Glaube darf's denn sein? Spirituelles Leben und religiöse Erziehung. Eine ehemalige Bischöfin, eine Journalistin, ein islamischer Religionsphilosoph, ein christlicher Theologe, ein jüdischer Chemiker und Theologe, eine evangelische Nonne, ein schamanischer Dichter und ein spiritueller Wegbegleiter gaben sehr persönlich Auskunft, wie sich ihr Glaube entwickelte und wie sie ihre religiösen Erfahrungen weitergeben.
Das Ensemble Sera  führte mit den aramäischen Liedern in den Sprachorient Jesu hinein.
 
Der dritte Nachmittag  hatte als Thema: Einigkeit und Recht und Vielfalt.  Der weltbekannte Religionssoziologe Peter L. Berger aus den USA brachte den pluralen Umgang miteinander auf den Punkt: An den Kindern könne man lernen, wie Vielfalt bereichernd wirkt und ungeahnte kreative Impulse freisetzt. Dann wurde es weniger religiös und mehr politisch bei der Frage: Was ist denn deutsch? Islamische Bloggerin, jüdischer Kulturreferent und "türkische" Kabarettistin setzten und setzen immer wieder ihre oft durch Diskriminierung geprägten Erfahrungen medienwirksam um, so dass einem schon einmal das Lachen im Halse stecken bleiben konnte.
Schließlich machten eine Integrationsbeauftrage, ein Architekt, eine Vertreterin eines interreligiösen Jugendprojekts und ein ehemaliger Oberbürgermeister deutlich, wo die Chancen, aber auch die Schwierigkeiten liegen, eingewanderten Religionen in einer Stadt größere Sichtbarkeit zu geben.
Hörbar wurde diese kulturell-religiöse Vielfalt durch das Kinder- und Mandolinenorchester Sol aus Hamburg.

Dies waren drei Veranstaltungen mit sicht- und hörbaren Anstößen, den kulturellen und religiösen Reichtum nicht angstbesetzt abzuwehren, sondern vielmehr unseren eigenen Glauben durch die anderen Religionen bereichern zu lassen. Man nehme so viel man braucht ... Es ist wahrhaft genug davon da!

Das Motto des Kirchentages:
Soviel du brauchst ist ein ernsthafte Herausforderung, eine Zeitansage für jede/n. Fangen wir an, das in diesen Tagen Angesprochene auch praktisch umzusetzen
- um Gottes Willen!